Transit II

Geschwindigkeit. Raum. Zeit. Masse. Energie.
Ort. Landschaft. Natur. Stadt. Technik. Kultur.
Sprache. Bedeutung. Zeichen. Symbol.
Entfernung. Distanz. Nähe. Ich. Relation.
Wahrnehmung. Ästhetik. Abstraktion.
Grenze. Zäsur. Rand. Risiko. Gefahr.
Gleichzeitigkeit. Gleichgültigkeit. Indifferenz.
Beliebigkeit. Anonymität.

An die Geschwindigkeit unseres Reisens haben wir uns gewöhnt, verbinden in wenigen Stunden Orte, die uns etwas bedeuten.
Weil dort jemand lebt, der uns nahe steht. Weil dort Arbeit auf uns wartet. Oder eine Begegnung mit der Vergangenheit und der Geschichte, die wir am Ziel vorzufinden hoffen. Wir pendeln zwischen den Polen unseres Interesses. Der Zwischenraum wird bedeutungslos. Und je weiter und je schneller wir reisen, umso mehr Zwischenraum erzeugen wir. Räume ohne Bedeutung. Ohne Zeichen. Ohne jede Symbolik. Spurlos fliegen sie an uns vorüber, die Landschaften der Stadt und des Landes. Alles wird zum Transit, zur Durchfahrt. Der Blick aus dem fahrenden Zug oder Auto wird zum Zustand der Gleichgültigkeit. Stillstand. Rasender Stillstand, wie Paul Virillo dieses Paradox der Moderne charakterisiert. Auf einer längeren Bahnfahrt habe ich versucht, Orte und Landschaften auszumachen und festzuhalten. Fliegende Landschaften, ohne Ereignis. Eher das Verwechselbare, von dem wir schon nach einem Tag nicht mehr sagen können, wo und wann es gewesen ist. In der Nähe der Städte nehmen dann die Grenzen zu, Wände hinter denen Orte und Menschen zu vermuten sind. Lärmschutz. Sichtschutz. Anästhesie für beide Seiten. Graffiti als Protest und Lebenszeichen. Ankommen. Das Verbindende der Bahnreise ist die Horizontale, der glänzende Schnitt der Schienenstränge, Parallelen, die sich irgendwo, irgendwann ja treffen werden. Transit.