B E R N K A S T E L   himmelblau

1995 hat mich Freund Reiner Wiesemes zu einer Ausstellung im Staatstheater animiert. "Stadt im Sinn - Braunschweig". Ein gewaltiges Unterfangen und ein ebenso großer Erfolg. Nach all dieser Zeit fragt er an, ob ich mir vorstellen könne, eine Ausstellung mit Fotoarbeiten über Bernkastel zu machen. Verlockend, nach vielen Jahren wieder einmal die Mosel zu besuchen. Ganz viele Weinlagen sind mir aus der Kindheit noch in Erinnerung: Graacher Himmelreich. Brauneberger Juffer. Lieserer Schlossberg. Bernkasteler Doctor. Wehlener Sonnenuhr ... und noch manche andere. Der Frühschoppen am Sonntag mit einem guten Mosel gehörte im Rheinland einfach zu den familiären Ritualen -- zusammen mit guten Freunden der Eltern. Er endete mit einer klaren Rindfleischsuppe meiner Mutter.

Doch vorher hieß es: "Walter, hol doch noch eine Flasche 59er Erdener Treppchen aus dem Keller." Auch bei Hanne zuhause wurde der Keller regelmäßig von den Winzern der Mosel nachgefüllt. Verlockende Erinnerungen. Also spontan: Gemeinsame Fototour mit ihr nach Bernkastel. Es ist Anfang März und frostig kalt. Der Himmel wolkenlos und in intensivem Blau. Alles passt. Die Touristen kommen erst in einigen Wochen -- mit dem Grün der Bäume und Weinberge. Aber kann man diesem Bilderbuch Bernkastel mit seinen malerischen Gassen und Häusern noch einen anderen Blick abgewinnen? Dem Fachwerk lässt sich einfach nicht entrinnen. So rette ich mich in besondere Perspektiven, den Blick nach oben. Dort ist der Himmel. Blau. Blau.Blau. Vermutlich kennen es einige der besonders Weinseligen bereits, die das alte Bernkastel gerne auf diese Art erleben:himmelblau.